Konzern­rechnungs­wesen im Interview: Monats­abschlüsse, steuerliche Unterschiede und Versorgungs­sicherheit in der Linimed Gruppe

Was bedeutet wirtschaftliche Verantwortung in einem Pflegenetzwerk mit Gesellschaften in mehreren Bundesländern? Welche Rolle spielt der Monatsabschluss für Transparenz – nicht nur gegenüber Banken und Lieferanten, sondern auch im Inneren des Unternehmens? Und was unterscheidet das Rechnungswesen in der Pflegebranche von klassischen Industriekonzernen?

Im Interview gibt Andreas Huber, Leiter Konzernrechnungswesen, einen Einblick in seinen Arbeitsalltag zwischen steuerlicher Komplexität, Kapitalflussrechnung und Konsolidierung. Dabei wird deutlich: Wer in der Pflege wirtschaftet, trägt nicht nur Zahlen zusammen – sondern sichert mit strukturiertem Denken die Grundlage für Versorgung, Stabilität und Vertrauen.

Andreas Huber von der Linimed Gruppe

Was macht das Konzernrechnungswesen in der Pflegebranche besonders?

Andreas Huber: Das Rechnungswesen selbst ist branchenunabhängig – egal ob Autos produziert oder Pflege geleistet wird.

Die Pflege ist jedoch ein hochkomplexes, zugleich zutiefst menschliches Geschäft. Im Konzernrechnungswesen der Linimed Gruppe wird es besonders interessant, weil unsere Gesellschaften in verschiedenen Bundesländern tätig sind – und jedes Bundesland setzt eigene Schwerpunkte im Gesundheitswesen. Diese föderale Struktur führt zu spannenden Unterschieden, die man aus der Konzernperspektive gut erkennen kann. Persönlich macht das Umfeld die Arbeit besonders: Es ist sinnstiftend, weil wir mit unserer Tätigkeit Menschen helfen und nicht nur ein Produkt herstellen.

Hinzu kommt, dass ich seit meinem Studium überwiegend im Gesundheitswesen tätig war – zunächst in der Beratung und Jahresabschlussprüfung von Krankenhäusern. Dieses Fachwissen kann ich nun gezielt für unser Unternehmen einsetzen und weitergeben.

Welche steuerlichen Besonderheiten müssen in der außerklinischen Intensivpflege und im Konzernumfeld besonders berücksichtigt werden?

Andreas Huber: Im Gesundheitswesen genießen wir einige steuerliche Vorteile – insbesondere die Befreiung von der Gewerbe- und Umsatzsteuer für unsere Kerndienstleistung: die Pflege. Das ist zwar vorteilhaft, bringt aber auch Herausforderungen mit sich: Der fehlende Vorsteuerabzug macht die Umsatzsteuer auf Einkäufe zum echten Kostenfaktor. Gleichzeitig ist eine saubere Abgrenzung zwischen steuerfreien Pflegeleistungen und steuerpflichtigen Zusatzleistungen erforderlich.

Da wir die gesamte Wertschöpfungskette – von Verwaltung über Vermietung bis zur Pflege – abbilden, bleibt die Aufgabe immer anspruchsvoll, dynamisch und abwechslungsreich.

Auch neue Gerichtsurteile, z. B. zur Steuerpflicht von Zinserträgen, erfordern laufende Prüfung und Anpassung.

Welche Rolle spielt das Konzernrechnungswesen bei der Sicherung nachhaltiger Stabilität und Qualität in der Linimed Gruppe?

Andreas Huber: Das Konzernrechnungswesen erfüllt eine zentrale Informationsfunktion: Es schafft Transparenz für Banken, Lieferanten, Leasinggeber – aber auch für unsere Mitarbeitenden. Der Konzernabschluss ist eine objektive Grundlage, um zu beurteilen, wie stabil wir wirtschaften. Gleichzeitig zeigt er, welche Leistungen intern erbracht und wie sie konsolidiert wurden – nur das, was gegenüber der Außenwelt verdient wurde, bleibt im Ergebnis sichtbar.

Kann sich der Lieferant darauf verlassen, dass seine Rechnung bezahlt wird? Diese und ähnliche Fragen können sich die Interessenten aus unserem Abschluss ableiten.

So vermeiden wir Fehleinschätzungen über einzelne Gesellschaften, die intern wichtige Beiträge leisten, aber isoliert betrachtet defizitär wirken könnten. Das sichert nicht zuletzt auch die Versorgung von Menschen mit hohem Pflegebedarf – gerade in Zeiten, in denen kleinere Pflegedienste sich zunehmend aus der außerklinischen Intensivversorgung zurückziehen müssen. Indem wir ein solches Gesamtbild liefern, fördern wir Vertrauen – und damit auch die finanzielle und organisatorische Stabilität. 

Wie verändert sich das Berichtswesen und die finanzielle Steuerung in der Pflegebranche – und welche Trends beobachtest Du aktuell?

Andreas Huber: Digitalisierung, Automatisierung und Standardisierung verändern unsere Arbeit spürbar. Früher gab es einen Jahresabschluss – heute konsolidieren wir durch neue Software monatlich. Das verbessert die Reaktionsfähigkeit und macht Trends schneller sichtbar.

Gerade vor dem Hintergrund zunehmender regulatorischer Anforderungen sind effiziente, transparente Prozesse unerlässlich. Parallel dazu steigen die Erwartungen an die Steuerungsfähigkeit. Es reicht nicht mehr aus, ausschließlich vergangenheitsorientiert zu berichten; vielmehr geht es darum, künftige Entwicklungen antizipieren zu können.

Zwar liegt der Fokus solcher Prognosen traditionell im Controlling – etwa bei der Effizienzanalyse von Ressourceneinsatz oder Leistungserbringung – doch auch das Konzernrechnungswesen leistet hierzu einen wertvollen Beitrag. So lassen sich beispielsweise über unsere Berichte wichtige Erkenntnisse zur Verwendung des eingesetzten Kapitals ableiten.

An dieser Stelle lohnt sich ein Blick in das bereits veröffentlichte Interview mit dem Controlling.

Das Konzernrechnungswesen liefert hierfür wertvolle Informationen – etwa zur Kapitalverwendung oder Liquidität. Aktuell arbeiten wir an einer Kapitalflussrechnung, die auf Knopfdruck zeigt, woher Geld kommt und wohin es fließt. Ziel ist es, Entscheidungen datenbasiert und vorausschauend zu treffen.

Ein weiterer Trend ist die steigende Relevanz von Nachhaltigkeitsberichten (ESRS), die künftig verpflichtend veröffentlicht werden müssen – auch das ist eine neue Aufgabe, die im Konzernrechnungswesen mitkoordiniert wird.

Was ist Dein persönlicher Wunsch für die Zukunft der außerklinischen Intensivpflege?

Andreas Huber: Mein persönlicher Wunsch ist es, dass wir auch künftig wirtschaftliche, soziale und politische Rahmenbedingungen schaffen, unter denen Pflegeteams ihre Arbeit nicht nur gut, sondern auch jederzeit gerne leisten können. Dazu gehört für uns eine hohe Transparenz und das Schaffen verlässlicher finanzieller Grundlagen. Besonders wichtig ist mir in diesem Zusammenhang, dass Politik und Kostenträger erkennen: Pflegeunternehmen sind weit mehr als reine Leistungsempfänger aus den Sozialversicherungssystemen – unsere Kolleginnen und Kollegen in der Pflege leisten einen unverzichtbaren gesellschaftlichen Beitrag. Dieser Einsatz verdient eine auskömmliche, verlässliche Finanzierung. Ich selbst bin zwar nicht in die Vergütungsverhandlungen eingebunden, sehe aber täglich, mit wie viel Effizienz und Verantwortung wir wirtschaften.

Besonders wichtig ist mir auch das zwischenmenschliche Miteinander. Die Kultur bei Linimed – geprägt von Offenheit und Wertschätzung – ist für mich ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Ich wünsche mir, dass wir diese Haltung beibehalten und weiterhin Pflege auf hohem Niveau ermöglichen – fachlich, menschlich und organisatorisch.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir auch weiterhin mit Stolz sagen können: Wir bieten eine hervorragende Pflegeleistung – und erhalten dafür auch die notwendige finanzielle Anerkennung, um diese Qualität nicht nur zu sichern, sondern perspektivisch noch mehr Menschen zugänglich zu machen.

Danke Andreas für Deinen Einblick in das Konzernrechnungswesen der Linimed Gruppe!

Ob Kapitalflussrechnung, Monatskonsolidierung oder steuerliche Einordnung – Dein Interview zeigt eindrucksvoll, wie viel strategisches Denken, Weitblick und Verantwortung im Rechnungswesen steckt. Gerade in einem föderal organisierten Pflegekonzern ist es unverzichtbar, wirtschaftliche Stabilität nicht nur zu messen, sondern aktiv mitzugestalten.

Klar wird auch: Rechnungswesen ist mehr als Technik und Pflicht – es ist ein Beitrag zu Versorgungssicherheit. Denn nur wer klare Zahlen liefert, schafft Vertrauen – bei Banken, Partnern und nicht zuletzt bei den eigenen Mitarbeitenden.

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